Das Oxymel:

Der vielseitig kombinierbare Sauerhonig

 

Heute möchte ich euch etwas vorstellen, von dem ich anfangs gar nicht wusste, ob ich es in die Kategorie Wildkräuter in der Küche oder Wildkräuter in der Hausapotheke einordnen soll. Es ist nämlich einerseits eine Sache, die sehr gut schmeckt und sich als Zutat für ein gesundes Erfrischungsgetränk verwenden lässt, andererseits aber auch viele positive Eigenschaften für unsere Gesundheit mit sich bringt. Die Rede ist vom Oxymel.

 

Viele von euch haben wahrscheinlich noch nie davon gehört. Das hat vermutlich den Grund, dass es ein sehr altes Heilmittel ist, das erst jetzt, mit der Rückbesinnung auf naturnahe Lebensgestaltung, wieder mehr an Popularität gewinnt. Es besteht in seinem Grundrezept nur aus zwei Zutaten, Apfelessig und Honig. Von der gesundheitlichen Wirkung dieser beiden Bestandteile im Einzelnen haben vielleicht doch schon einige gehört, gelesen oder es eventuell auch schon selbst ausprobiert, doch ich möchte sie hier noch einmal erklären, um die Wirkweisen zu verdeutlichen.

Apfelessig

 

Apfelessig wird durch die Fermentation beziehungsweise die Gärung von Apfelwein unter der Zugabe von Essigsäurebakterien gewonnen. Neben seiner Funktion als Würzessig, beispielsweise für Salate, bietet er auch Vorteile für unsere Gesundheit. Er enthält unter anderem:

 

Vitamine
Mineralstoffe, zum Beispiel Kalium: unter anderem wichtig für die Regulation des Zellwachstums, die Schutzfunktion der Gefäße, die ausgleichende Wirkung auf den Blutdruck und die Regulation des Säure-Basen-Gleichgewichts
Magnesium: verantwortlich für die Durchblutung und Funktionalität des Nervensystems und die Muskel- und Stoffwechselfunktion
Eisen: wichtig für Sauerstoffaufnahme und -transport, sowie Zellfunktionen innerhalb des Energiestoffwechsels 

Zink: hat eine essentielle Rolle im Zucker-, Fett- und Eiweißstoffwechsel, ist mit verantwortlich für das Zellwachstum und den Aufbau der Erbsubstanz und kann die Konzentrationsfähigkeit positiv beeinflussen
Gerbstoffe: wirken adstringierend, also zusammenziehend, und bilden zusammen mit Eiweiß eine Schutzmembran, zum Beispiel auf den Schleimhäuten und wirken dadurch antimikrobiell
Flavonoide: beugen Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor, wirken antiallergen, antibakteriell und antiviral 

 


Apfelessig hat also eine Menge Inhaltsstoffe im Gepäck, die helfen, dass unser Körper gesund bleibt.

Honig

 

Honig kennen wohl viele als wohltuendes Mittel bei Heiserkeit und Hustenreiz. Er lindert Schmerzen, wirkt abschwellend und enthaltene Flavonoide hemmen Entzündungen. Speziell entwickelte Honigsorten wirken zudem antiseptisch und werden erfolgreich bei der Behandlung von Wunden eingesetzt, sogenannte Medihoneys. Ein weiterer Nebeneffekt von Honig ist natürlich auch sein angenehmer Geschmack, durch den er sowohl von Kindern als auch Erwachsenen gerne eingenommen wird.
 
Vereint man Apfelessig und Honig, entsteht ein sogenannter Sauerhonig, das Oxymel (oxy von oxos für Essig und mel von meli für Honig).
 
Für das Oxymel-Grundrezept braucht ihr:

naturtrüben Apfelessig, am besten in Bioqualität 
Honig, am besten in Bioqualität


 Und so wird’s gemacht:

Das klassische Oxymel-Mischverhältnis ist 3:1. Drei Teile Honig werden hierbei mit einem Teil Apfelessig verrührt bis eine homogene Masse entsteht. Das war es auch schon. Diese Mischung fungiert als Basis und kann dann je nach gewünschter Heilwirkung und auch Gusto mit Wildkräutern kombiniert werden.

Für mein Oxymel habe ich ganz saisonal Gundermann, Löwenzahn und Minze verwendet. 

Gundermann

Das Gunder in seinen Namen kommt vom althochdeutschen Wort Gund und steht für Beule oder Eiter. Gegen körperliche Beschwerden, die mit Eiter oder auch Schleim einhergehen, wird der Gundermann auch heute noch eingesetzt. Seine enthaltenen ätherischen Öle wirken auswurffördernd und schleimlösend, Bitterstoffe – wie auch beim Löwenzahn – verdauungsanregend und Gerbstoffe adstringierend (zusammenziehend) und damit wundheilend.

Löwenzahn

Er enthält appetit- und verdauungssaftanregende Bitterstoffe, sowie entzündungshemmend, kräftigend und krampflösend wirkende Flavonoide. Enthaltenes Kalium regt zudem die Nierentätigkeit an und fördert so die Harnausscheidung. Er ist ein klassisches, entwässernd wirkendes Stoffwechsel-Kraut, welches sich gut bei Beschwerden des Verdauungstraktes oder in Frühjahrs- und Fastenkuren einsetzen lässt.

Minze

Ihr wichtigster sekundärer Inhaltsstoff ist das ätherische Öl, welches die Produktion von Speichel und Verdauungssäften anregt, krampflösend wirkt und Verdauungsbeschwerden, wie beispielsweise Blähungen, entgegen wirken kann. Weiterhin sorgen enthaltene Flavonoide für eine antibakterielle Wirkung.


Oxymel mit Gundermann, Löwenzahn und Minze

 

Zutaten und Zubehör:


frischer Gundermann, Löwenzahn und Minze zu gleichen Teilen
Oxymel-Basismischung
ein heiß ausgewaschenes und mit Alkohol desinfiziertes Schraubglas 
feines Sieb (und eventuell ein Trichter)
eine dunkle Apothekenflasche 


Herstellung:


Gundermann, Löwenzahn und Minze werden klein gezupft oder gehackt (vorher darauf achten, dass die Pflanzenteile sauber sind!) und in das Schraubglas gegeben bis dieses zu circa einem Drittel befüllt ist. Dann mit der Oxymel-Basismischung auffüllen, verschließen und kurz durchschütteln, damit sich alles gut verteilt. Das Kräuter-Oxymel darf nun an einem lichtgeschützten Ort bei Zimmertemperatur ausziehen.


  In den ersten Tagen ist es wichtig das Glas täglich zu schütteln, um Schimmelbildung vorzubeugen. Nach Ablauf der Ziehzeit können die Kräuter abgesiebt und das Oxymel in eine dunkle Apothekenflasche abgefüllt werden. Es kann dann löffelweise pur oder in ein Glas Wasser oder eine Tasse Tee eingerührt eingenommen werden. An einem kühlen und dunklen Ort hält es sich bis zu einem Jahr.

 

Übrigens kann das Oxymel nicht nur bei akuten Beschwerden eingenommen werden. Da es, wie schon oben beschrieben, einen sehr angenehmen Geschmack hat und durch die Wildkräuter variabel kombiniert werden kann, bietet es sich auch als Aroma für Kräuterschorlen an. Genau das Richtige für die hoffentlich bald kommenden warmen Sommertage! Und wie schon Hippokrates sagte: „Eure Nahrungsmittel sollen eure Heilmittel und eure Heilmittel eure Nahrungsmittel sein.“

Hinweis: Mein Wissensstand beruht auf selbst und von anderen erlerntem Wissen und persönlichen Erfahrungswerten. Er ersetzt jedoch nicht den Gang zu Ärzt:innen, Apotheker:innen und Mediziner:innen.