Seien es Stress im Beruf oder ein Jobwechsel, Lärm, Belastungen im Privatleben, wie beispielsweise Streit, Trennungen oder Trauerfälle, ein Umzug in eine unbekannte Gegend oder psychische Erkrankungen: Es gibt viele Faktoren, die uns seelisch aus dem Gleichgewicht bringen und innere Unruhe oder Angstgefühle auslösen können. Das ist jedoch nichts, wofür man sich schämen sollte. Ganz im Gegenteil: Solche Beschwerden sollten genauso ernstgenommen werden wie alle andere Krankheiten auch. Zum Glück entwickelt auch unsere Gesellschaft dafür ein immer stärkeres Bewusstsein. Es gibt inzwischen viele Möglichkeiten, sich um die eigene psychische Gesundheit zu kümmern. Meditation, autogenes Training sowie Gesprächstherapien – ob in Gruppen oder alleine, in ambulanter oder stationärer Form – oder spezielle Medikationen: All das kann uns dabei helfen, innerlich wieder ins Lot zu kommen oder vorbeugend dafür sorgen, dass es erst gar nicht zu einem Ungleichgewicht kommt.
Auch die Phytotherapie bietet mit bestimmten Wildkräutern natürliche und sanfte Möglichkeiten, die psychische Gesundheit positiv zu beeinflussen. Besonders Wildkräuter mit ätherischen Ölen können durch ihren angenehmen Duft beispielsweise beruhigend auf unser vegetatives Nervensystem einwirken. Gebildet werden ätherische Öle als Sekret in den Öldrüsen, Ölbehältern, Ölhaaren oder Ölschuppen in Blüten, Blättern, Früchten, Rinden oder Wurzeln von Pflanzen. Sie werden allerdings erst dann freigesetzt, wenn die Ölbehälter zerstört werden. Dies geschieht beispielsweise durch Zerreiben oder Zermahlen der jeweiligen Pflanze (in der freien Natur, wenn zum Beispiel ein Tier daran frisst), durch Wärme (Sonneneinstrahlung) oder durch Vertrocknen oder Trocknen der Pflanzenteile. Ätherische Öle dienen der Pflanze selbst als Insektenabwehr und Fraßschutz, als Lockstoff für Bestäuber und Tiere, die bei der Verbreitung der Früchte helfen, als Antibiotikum bei Pilz- und Bakterienbefall oder als natürliches Kühlmittel bei Hitze und starker Sonneneinstrahlung.
Ich möchte mich heute allerdings – wie schon oben angedeutet – auf ihre Wirkung auf uns Menschen bei innerer Ruhe und Angstzuständen konzentrieren. Dafür zeige ich euch, wie man ätherische Öle on the go nutzen kann. Und zwar in Form von Duftsäckchen mit Wildkräutern, die sich positiv auf unsere mentale Gesundheit und unser Wohlbefinden auswirken können. Passend zum Thema werden ätherische Öle übrigens als die Seele der Pflanzen bezeichnet.
Für die Wildkräuter-Duftsäckchen braucht ihr:
schöne Stoffe aus Baumwolle oder Leinen
eine Stoffschere
getrocknete Wildkräuter, die sich durch ihren Duft positiv auf unser Wohlbefinden auswirken können (dazu unten stehend mehr)
Bast, Fäden oder Schnüre zum Zubinden der Duftsäckchen
optional: große Schüssel zum Zerkleinern der Wildkräuter
Und so wird’s gemacht:
Schneidet den Stoff mit der Stoffschere in ein Quadrat (so groß wie ihr das Duftsäckchen haben wollt; meinen Stoff habe ich auf etwa 25 x 25cm zugeschnitten). Hierbei ist es nicht schlimm, wenn ihr nicht exakt gerade schneidet, da das Säckchen ja sowieso zusammengebunden wird. Zerkleinert gegebenenfalls die getrockneten Wildkräuter (ich habe für die 25 x 25 cm Stoff etwa eine gute Handvoll verwendet) in einer Schüssel und legt sie anschließend in die Mitte des Stoffquadrats.
Nehmt nun alle vier Stoffecken nach oben, haltet sie mit einer Hand fest und dreht das Duftsäckchen so zusammen, dass unten eine Kugel entsteht. Bindet es dann mit einem Bast, einem Faden oder einer Schnur zu – fertig! Das Wildkräuter-Duftsäckchen könnt ihr nun für unterwegs in eure Handtasche oder zuhause in die Nähe eures Betts oder gleich unter das Kopfkissen legen.
Welche Wildkräuter können dafür verwendet werden?
Ich habe für meine Duftsäckchen Dost, Echtes Labkraut, Wiesen-Labkraut und Waldmeister verwendet.
Dost
(Origanum vulgare)
Dost oder auch Wilder Majoran oder Oregano genannt, gehört zur Familie der Lippenblütler. Seine ätherischen Öle verströmen einen würzig-herben Duft und können das Gemüt aufhellen und den Appetit anregen.
Echtes Labkraut
(Galium verum)
Echtes Labkraut gehört zur Familie der Labkräuter. Es ist auf den Sommerwiesen für den typischen Heugeruch verantwortlich, welcher durch ätherische Öle und sogenannte Cumarine entsteht. Diese können beruhigend, entzündungshemmend, nervenstärkend und krampflösend wirken.
Wiesen-Labkraut
(Galium mollugo)
Wiesen-Labkraut ist, wie auch das Echte Labkraut, der Familie der Labkräuter zugehörig. Seine ätherischen Öle tragen zur Beruhigung und Nervenstärkung bei.
Waldmeister
(Galium odoratum)
Ebenfalls zu den Labkräutern gehört der Waldmeister. Er enthält, wie auch das Echte Labkraut, Cumarine, welche beruhigend, entspannend, entzündungshemmend und nervenstärkend wirken können.
Neben den oben genannten Wildkräutern haben sich zudem noch Baldrian, Hopfen, Johanniskraut, Lavendel und Melisse als wirksam bei innerer Unruhe, Schlafstörungen, Angstzuständen und leichten Depressionen erwiesen. Diese Wildkräuter könnt ihr den Säckchen natürlich auch beifügen, wenn euch der Duft und die jeweiligen Wirkungen zusagen.
Ich wünsche euch viel Spaß beim Auswählen, Sammeln und Trocknen der Wildkräuter und beim Herstellen der Duftsäckchen!
Hinweis: Mein Wissensstand beruht auf selbst und von anderen erlerntem Wissen und persönlichen Erfahrungswerten. Er ersetzt jedoch nicht den Gang zu Ärzt:innen, Apotheker:innen und Mediziner:innen.